Übersetzung, Lösung und Zusatzinformationen zum Chronogramm 1833
Umschrift
1. FVLgeat AVgVstVs FerDI: ArChIepIsCopVs aLMVs!
2. AVgVstVs FerD: ArChIepIsCopVs eMICet VsqVe!
3. AVgVstVs FerD:, Vera Cano, aCCeptIssIMVs VrbI!
4. LVCeat AVgVstVs FerD: praestò oCVLIssIMVs orbI!
5. ACCanto, AVgVstVs FerD: aVgVstIssIMVs arCI!
6. ArChIepIsCopVs AVgVstVs FerD: VertICe MagnVs:
7. VIrtVtIs speCVLo, praeCLaro eX noMIne gaVDet;
8. Desenberg MerItos qVosCVnqVe eXCeLLIt aVItos;
9. In CansteIn Verè èt CoMes, haVD aVgVstIor VLLVs;
10. perqVaM aVgVste patre CoLonIa CIVeqVe pLaVDIt;
11. ArChIDIoeCesI aVgVstVs, MaCtVsqVe patronVs!
12. VIrtVtVM speCVLo CLerVs raDIetVr In arā!
13. CVM CLero popVLVs nIteat DefensVs VbIVIs!
14. EX MettVIr sVaVes ConCentVs DebIbIt eCho:
Nb. ad 14 Mille tonabo nimis, Quis ego, si dixero MettMann?
SI MettMann dicam; Mille tonabo nimis.
15. paX ConfIrMantI pVgILes foeCVnDa, saLVsqVe!!
16. SeXCenos, DoCet AVgVstI VICesIMa qVarta,
17. EntheVs eXVnXIt DIsCentes ChrIsMata saCro;
18. CresCant, eXsVperentqVe fIDe, aC VIrtVtIs aMore!!
19. CVra pLaCens HohenaDeL, InstrVXIsse IVVentaM!
20. Ter MagIs eXpVgnent CIVes, paroChI, atqVe DeCanVs!
21. DesVper eXoret fVsā preCe CIVICVs oMnIs!
22. LaVs FerD: AVgVsto ArChIpatrI! Vt peLICanVs aMetVr,
23. VIVe VaLe aVgVste ArChIpater FerD:!! CreDIto DV̈sseL,
24. AD CIneres eXCresCo tVVs,
MaVrItIVs Esser.
Übersetzung
1. Strahlen möge Ferdinand August, unser ehrwürdiger Erzbischof!
2. Ferdinand August, unser Erzbischof möge immerfort hervorleuchten!
3. Ferdinand August, bei Gott, der unserer Stadt willkommenste!
4. Leuchten möge Ferdinand August, er ist da, dem Erdkreis überaus kostbar!
5. Ich verkünde lobpreisend, Ferdinand August, der ehrwürdigste für die Stadt!
6. Erzbischof Ferdinand August, groß durch seine Stellung:
7. Durch den Spiegel seiner Tugendhaftigkeit erfreut er sich an seinem berühmten Namen;
8. Er übertrifft jegliche würdige alteingesessene Desenberger;
9. In Canstein ist er wahrhaftig auch Graf, und keiner ist erhabener;
10. Überaus ehrfürchtig spendet Köln ihm mit seinen Vätern und Bürgern Beifall;
11. Hochheilig dem Erzbistum und gefeierter Schutzherr!
12. Der Klerus möge am Altar im Spiegelbild seiner Verdienste glänzen!
13. Mit dem Klerus möge das geschützte Volk überall glänzen!
14. Aus Mettmann schuldet dir das Echo liebliche Harmonien:
Nota bene zu Vers 14: Werde ich tausend zu viel singen, wer bin ich, wenn ich MettMann sage? Wenn ich MettMann sagen will; werde ich tausend zu viel singen.
15. Ergiebiger Friede und Heil dem, der die Faustkämpfer in ihrem Glauben bestärkt!!
16. Seine 600 Schüler, dies lehrte uns der 24. August, …
17. … salbte er begeistert mit dem heiligen Chrisam;
18. Mögen sie gedeihen und sich durch treuen Glauben und Liebe zur Moral auszeichnen!!
19. Hohenadel gefällt das sorgfältige Bestreben, die Jugend unterrichtet zu haben!
20. Dreimal mehr mögen die Bürger, Pfarrer und der Dekan dies erreichen!
21. Jeder Bürger möge in vielen Gebeten den Himmel inständig darum anflehen!
22. Lob unserem Erzbischof Ferdinand August! Er möge wie unser Pelikan geliebt werden,
23. Leb und leb wohl, ehrwürdiger Erzbischof Ferdinand!! Düssel möge dafür bürgen:
24. Als der Deinige wachse ich weiter bis zum Tod, Mauritius Esser.
Biographie Ferdinand Augusts
Lösung zur Aufgabe
Wie die Übersetzung der Anmerkung suggeriert, hätte sich das Problem ergeben, dass Esser einen Zahlenwert von 1000 mehr im Vers gehabt hätte, wenn er MettMann übernimmt, da MM = 2000. Zur Umgehung dessen hat er kurzerhand den Wortbestandteil -mann auf Latein übersetzt: Es entsteht ein deutsch-lateinisches Mischwort: Mettvir. Betrachtet man nun den Zahlenwert von MettVIr, so ergibt sich MVI = 1006, also fast tausend weniger. Zusammen mit den übrigen Zahlenwerten in Vers 14 ergibt sich nun wieder die Jahreszahl 1833.
Zusatzinformationen
Versmaß (Metrik)
Essers Chronogramme sind weitestgehend in Hexametern verfasst. Dabei handelt es sich um ein ursprünglich aus der griechischen Dichtung übernommenes Versmaß, das aus sechs Versfüßen besteht, wobei der sechste unvollständig ist. „Betont“ wird immer auf der Länge. Die folgenden Ausführungen zum Metrum sind entnommen aus: Zgoll, C. (2020). Römische Prosodie und Metrik (2. Aufl.). WBG.
Daktylischer Hexameter
—⏔ —⏔ —⏔ —⏔ —⏑⏑ —⏓
Der aus sechs Daktylen zusammengesetzte Hexameter ist in Bezug auf den sechsten Fuß nur bedingt vollständig; das letzte Element ist indifferens. Nach seiner hauptsächlichen Verwendung im Epos heißt er auch versus hērōus (vgl. Quint. 9,4,88); er wird aber auch bspw. für Lehr- und Hirtendichtung, Satiren, Hymnen oder „magische“ Texte verwendet. Aufgrund seines häufigen Vorkommens bezeichnet man ihn oft schlicht als „Hexameter“, ohne die eigentlich notwendige nähere Bestimmung („daktylischer Hexameter“). Die Grundform des daktylischen Versfußes ist —⏑⏑; die Länge kann nicht durch Doppelkürzen ersetzt werden, die beiden Kürzen aber in der Regel durch eine Länge (also Daktylus durch Spondeus). Das fünfte Metrum ist allerdings in der Regel daktylisch.
[In Essers Anmerkung zu Vers 14 finden wir ein sog. Elegisches Distichon vor. Dabei handelt es sich um ein aus zwei Verstypen zusammengesetztes Metrum, das vorwiegend in der Elegie (lyrische Klage- oder Liebesdichtung) Verwendung fand.]
Elegisches Distichon
Das elegische Distichon ist eine strophische Einheit, die aus einem daktylischen Hexameter und einem daktylischen Pentameter (—⏔ —⏔ — | —⏑⏑ —⏑⏑ ⏓) besteht; sie ist das Versmaß verschiedener Gattungen wie z.B. von (Liebes-/ Trauer-)Elegien oder Epigrammen.
In sehr vielen Fällen bildet ein elegisches Distichon auch eine in sich geschlossene syntaktische Einheit; […]
Oft sind die Aussagen eines Distichons nach dem Prinzip des Gedankenparallelismus angeordnet (parallelismus membrorum): ein Gedanke wird durch zwei Satzglieder ausgedrückt (wiederholend, als Gegensatz, als Alternative, als Frage-Antwort, als Ursache-Wirkung u. a.). Diese Satzglieder verteilen sich entweder auf die beiden Verse (häufiger), oder der Hexameter greift in den Pentameter über (oder umgekehrt).
Christliche Symbolik
1.) Die christliche Zahlensymbolik (doppelte 12):
„Die Zwölf ist die andere Zahl, der in der biblischen Überlieferung eine besondere „heilsgeschichtliche“ Relevanz zukommt. […] Fundament ihrer Bedeutung für die biblische Überlieferung ist das Selbstverständnis Israels als einer durch einen Gott, JHWH, verbundenen Gemeinschaft, die auf einen gemeinsamen Stammvater, Jakob/Israel, zurückgeht. Ob die geschichtliche Grundlage dessen tatsächlich eine ursprüngliche Zwölferamphiktyonie sakral verbundener Stämme war, wie lange vermutet worden ist (vgl. Gerhard von Rad, Art. Ἰσραήλ: ThWNT 3 [1942] 356–359 [357]), hat sich als unsicher erwiesen (vgl. Hans-Jürgen Zobel, Art. yiśrā’el: ThWAT 3 [1982] 986–1012 [998–1003]) […] Zweifellos mit der Zahl der Stämme Israels im Zusammenhang steht die Zwölfzahl der Jüngergruppe, deren Glieder im Neuen Testament nur in Mt 10,2 und Apk 21,14 „die Apostel“ genannt werden (vgl. dann aber Did, inscr. [v. l.]). Ursprünglich haben sie einfach „die Zwölf“ geheißen (I Kor 15,5; Act 6,2; Mk 14,10; Joh 6,71; 20,24). […] Vielleicht stellt die (frühjüdisch und frühchristlich singuläre) Zahl der 24 Ältesten, die nach Apk 4,3 (vgl. 11,16; 19,4) in Gottes Thronsaal thronen, mit den zwölf Stämmen und den zwölf Aposteln einen Zusammenhang her.“
(Gloy, K., Holtz, T., Suntrup, R. & Herrmann, K. (2010). Zahl/Zahlenspekulation/Zahlensymbolik. In: Theologische Realenzyklopädie Online. Berlin, New York: De Gruyter. www.degruyter.com/database/TRE/entry/tre.36_447_11/html)
Die Zahl 24 spielt in diesem Chronogramm sowohl beim Datum der Firmung als auch bei der Anzahl der Verse eine Rolle.
2.) Faustkämpfer (nach VUL 1 Kor 9,26):
ego igitur sic curro non quasi in incertum sic pugno non quasi aerem verberans.
Ich aber laufe nicht wie ins Ungewisse; ich kämpfe mit der Faust nicht wie einer, der in die Luft schlägt.
(https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/VUL,LU17/1CO.9/AD-CORINTHIOS-I-9)
3.) Pelikan:
„Der Pelikan ist in der christlichen Kunst ein Symbol für Christus. Dieses geht auf den alten Glauben zurück, dass der Pelikan seine Jungen mit dem eigenen Blut füttert. Dieses Verhalten wurde mit Christus verglichen, der sein Blut und damit sein Leben für die Menschen hingibt.
Ursprung dieser Deutung ist eine Naturbeobachtung aus der Antike. Pelikane schlingen ihre Nahrung herunter und würgen sie zur Fütterung der Jungen wieder hervor. Dabei kann man auch sehen, dass die Brust des Pelikans mit Fischblut verschmutzt wird. Dieses wurde von Beobachtern in der Antike so gedeutet, dass der Pelikan seine Jungen mit eigenem Blut füttert […].
Diese Legende ist schließlich von christlichen Schriftstellern aufgegriffen und auf Christus bezogen worden. Seit dem Mittelalter ist darum der Pelikan häufig auf christlichen Darstellungen zu finden, zum Beispiel auf Kirchenfenstern, im Schnitzwerk an Altären oder auf Grabsteinen als Zeichen für Hoffnung und Trost.“
(https://relilex.de/pelikan-christussymbol/)